Geschichte Teil 3

Nach neunjähriger Pause versammelten sich am 20. Juli 1947 erstmals wieder die Mitglieder des Schützenvereins Welbergen im Saal der Gaststätte Lastering-Kappelhoff, um – nach dem Verlust vieler Mitglieder durch Krieg, Gefangenschaft oder Vermisstenstatus – den Verein neu zu gründen. Die Neugründung erfolgte durch Eintragung von 104 Schützenbrüdern. Zum ersten Vereinsführer nach dem Krieg wurde Bernhard Wessling gewählt. Weitere Vorstandsmitglieder: Josef Epker, Hermann Schmees und Bernd Nagelsmann.

Ein Schützenfest oder -ball war zunächst nicht möglich, da politische Unsicherheiten sowie Genehmigungen der Militärregierung im Raum standen. Am 3. August 1947 entschied man sich dennoch für die Durchführung eines Schützenballs, der am 18. und 19. August 1947 stattfand – als Wiedersehensball mit rund 250 Teilnehmern. Für Eintritt, Beitrag und Freibier wurden 10 RM erhoben. Zusätzlich mussten vier Eier und ein Liter Schnaps als Naturalien beigesteuert werden – unter anderem zur Bezahlung der Musik. Da die Alkoholproduktion unter der Militärregierung verboten war, war eine „Selbstversorgung“ geplant.

Auch 1948 wurde am 10. und 11. Mai ein Schützenball gefeiert.


Erste Hauptversammlung nach dem Krieg – 1949

Am 27. März 1949 wurde auf der Hauptversammlung die Durchführung eines Schützenfestes beschlossen, das am 30. Mai 1949 stattfand.
Clemens Wiggenhorn wurde per Armbrustschießen König, seine Königin: Agnes Schürmann. Zur abendlichen Polonaise erschienen 100 Paare.

Im Juni 1949 beschloss man, die Vogelstange vom Grundstück Göbel (heute: Im Brink) zu entfernen – dort sollte ein Wohnhaus gebaut werden. Die Stange wurde auf das Grundstück des Landwirts Elingmann verlegt.


Die 1950er-Jahre

  • 1950 wurde beschlossen, das Königspaar künftig im Kutschwagen zu fahren und einen Königstisch einzuführen. Ledige Mitglieder sollten an Festtagen weiße Hosen tragen.
  • 1950 fand kein Schützenfest statt („aufgrund allgemeiner schlechter Stimmung“).
  • Ab 1951 wurde das Gewehrschießen auf den Vogel wieder eingeführt.
  • Neu: Nach der Hauptversammlung wurde ein Zweig zur Vogelstange gebracht, als Zeichen für das bevorstehende Fest.
  • Dienstag nach dem Vogelschießen: Spaziergang zum Rothenberg mit Musik (Kapelle Sperner, Rheine), anschließender Ball bis Mitternacht.
  • Mittwoch: Hühner wurden im Vereinsbezirk eingesammelt, gerupft, gekocht und als Hühnersuppe gegessen.

1953: Die Vogelstange musste erneut versetzt werden (Grund: Bepflanzung der „Walla-Bölt“). Sie kam auf das Grundstück von Hermann Sandmann am Wettringer Damm. Sandmann betonte ausdrücklich, keine Ansprüche an den Verein zu stellen.


Neue Traditionen & Höhepunkte

  • 1954: Erster Fastnachtsball in Welbergen.
  • 1956: Mit dem 297. Schuss errang der 73-jährige Theodor Rensing die Königswürde. Seine Königin: Maria Niemeyer, Hausangestellte in Rothenberge.
  • 1960: Einführung zahlreicher Regeln, u.a.:
    • Zutritt zum Fest ab 17 Jahren (Mädchen), Mitgliedschaftspflicht ab 18 (Jungen)
    • Über-60-Jährige beitragsfrei, als Ehrengäste behandelt
    • Vogelschießen nur ab 21 Jahren
    • Hühnersuppe nur für Helfer beim „Zusammenholen“
    • Frauen ausgeschlossen vom Hühnersuppeessen (außer beim Huhn-Rupfen)
    • Gäste nur mit vorheriger Anmeldung; Männer zahlen 3 DM, Begleitdamen frei
    • Königstischpflicht für Vorstand & Offiziere

Das Winterfest & neue Gewohnheiten

  • 1962: Das bisherige Kappenfest wurde zum Winterfest. Ein eigener Festvorstand wurde gebildet.
  • Nach dem Gottesdienst für Gefallene und Vermisste gab es Preisschießen, dann Tanzabend.
  • 1963: Erstmals spielte der Musikverein Friedensklang-Ostendorf aus Borghorst.

Kurioses & Weiterentwicklung (1966–1969)

  • 1966: Erstes „Hühnerholen“ zum Winterfest. Trotz Glätte (Zitat: „mancher Meter wurde auf dem Hosenboden zurückgelegt“) wurden bis 13 Uhr Hühner oder 5 DM abgegeben. Abends: Suppe & Tanz.
  • Das Vogelschießen erfolgte alphabetisch.
  • Adventsversammlung wurde ab 1967 nicht mehr an Stephanus (2. Weihnachtstag), sondern am 3. Adventssonntag abgehalten.
  • 16. März 1969: Gründung des eingetragenen Vereins – Schützenverein Welbergen e.V.
    • Eintragung am 10. Juni 1969 (VR 362, Amtsgericht Burgsteinfurt)

Gewählter Vorstand:

  • Vorsitzender: Josef Kockmann
  • Stellv. Vorsitzender: Anton Brinkschmidt
  • Schatzmeister: Hermann Thiemann
  • Schriftführer: Antonius Lindermann
  • Zeugwart: August Woltering
  • Beisitzer: Josef Bettmann, Konrad Rehers

Das Jubiläumsjahrzehnt (1970er)

  • 1976: 164 Schützen traten beim Schützenfest an.
    • Teilnahme an fünf Jubiläumsfesten (Rothenberge, Junggesellen Wettringen, Langenhorst, Wester, Oster)
  • 1977: König Hermann Kappelhoff fehlte – er musste „zu Hause Ferkel fangen“ (Zitat).
  • 1978:
    • Karneval erstmals als richtiges Karnevalsfest mit Hühnerholen
    • Einführung von Karteikarten zur Mitgliederverwaltung
    • König erhielt gegen 25 DM eine Königsplakette
    • Fahnen-Diebstahl beim Schützenball – sie wurde später unversehrt wiedergefunden

Stadtkaiser & Jubiläen

  • 9. Juni 1978: Der Verein nahm an der 800-Jahr-Feier Langenhorst und am ersten Stadtkaiserschießen teil.
    • Mit 124 Schützen trat man an, 24 Könige schossen mit
    • August Hillmann wurde Stadtkaiser von Ochtrup
      • Kaiserin: seine Frau Hedwig
      • Ihre Regentschaft sollte über zwei Jahrzehnte währen!
  • 9. Juli 1978: Teilnahme mit 51 Schützen beim 30-jährigen Jubiläum des Schützenvereins Overdinkel (NL)

Vorbereitungen auf das große Jubiläum 1979

  • Das 350-jährige Jubiläum wurde groß gefeiert (siehe separates Kapitel).
  • Vorschlag zur Einführung eines Familienfrühschoppens wurde abgelehnt (vgl. Protokoll vom 15.03.1980).
  • 1979: Erstmals wurden Schützen als Messdiener und Lektoren eingesetzt – eine Tradition, die sich bis heute hält.

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